
Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Inzwischen scheint dies ein Teil der männlichen Bevölkerung auf spezielle Art umzusetzen. Weiblichen Flaneuren eine Weile folgen, um sie dann überraschend nach einem halben Kilometer anzusprechen. Scheinbar nüchterner Zustand. Uninspiriert zurechtgelegte Rede über eine just erfolgte gemeinsame Alltagsbeobachtung. Für mehr Esprit genügt ein halber Kilometer nicht. Ausbaufähig. Reichlich Zeit ist derzeit verfügbar.
Geschlossene Sozialräume zünden offenbar längst verschollen geglaubten Mut. Isolation, die bewegt. Zu vernachlässigen ist dabei die Frage nach Sinnhaftigkeit solcher Ansätze in aktuellen gesellschaftlichen Umständen. Sinnfragen stellte auch in Bars niemand. Für Selbstreflexion ist auf der Jagd kein Platz. Abstandsregeln sind aus alter Gewohnheit sofort ausgeblendet. Beinahe wird auf die Schulter getippt. Ein Schritt. Gerade noch gut gegangen.
Ärgerlich, wenn das auserkorene Zielobjekt resilient durch die Krise geht. Monatelanges Training durch Examensvorbereitung zahlt sich jetzt aus. Das konnte der Interessent nicht wissen. Ein Individuum ohne Isolationsdruck. Arbeit am altbekannten heimischen Schreibtisch. Kochen, backen, lesen, knipsen, joggen, putzen. Alles eingeübte Mechanismen. Alte Bekannte quasi. Lange nicht gesehen, kommt rein! Sie bleiben der einzige Besuch. Alles andere bitte am Telefon. Tinderähnliche Anmachversuche im öffentlichen Raum werden entsprechend souverän abgewehrt. Kontaktlos. Kaltes Schulterzucken genügt.