
Es gibt diese Filme, in denen es vor Zeichen für den Protagonisten nur so wimmelt. Er sieht sie nicht. Der Zuschauer durchblickt alles. Der Held läuft weiter blind in sein Schicksal. Gelegentlich fragt man sich, ob das eigene Leben der gleichen Dramaturgie folgt. Ohne Zuschauer. Überall in der Stadt hängt ein Plakat: “Schreib dein Buch!” Im Psycho-Life-Coaching-Meditation-Podcast (ja, ich weiß, aber ein bisschen Selbstfindung muss halt auch mal sein, man ist ja nicht schon egozentrisch genug) geht es um “anfangen”, es wird Hesses “Stufen” erwähnt. Der Tinder-Polsterer (ein Date aus längst vergangener Zeit, d.h. aus letztem Sommer) meldet sich und spricht über Möbelgeschäfte als Jobalternative. Auf dem Weg ins Büro bleibt der Aufzug stecken. Freude. Erleichterung. Nach 2 Stunden alleine in besagtem Aufzug kommen einem dann aber wohl solche Gedanken. Was der Kopf so alles produziert, wenn er unbeschäftigt ist. Wenn das nun aber angeblich alles Zeichen sind, wäre ein Zuschauer doch schön. Jemand, der es verstanden hat. Und es einem zufruft. Zumindest wäre das erfrischend anders als das ständige selbstbeweihräuchernde Gebrabbel auf gar nicht mal so coolen Branchentreffen. Anwälte unter sich. Schwierige Angelegenheit. Alle sind betrunken, weil kein Anwalt andere Anwälte ohne Alkohol erträgt. Man sagt Anwälten ja gerne Kokain nach. Aber an Pülverchen kann man sich so schwer in Bistrotischrunde festhalten, um nicht dem Gegenüber seine Arroganz aus den Augen zu kratzen. Faszinierenderweise weichen auch die Nachwuchsnadelstreifen über Geschlechtergrenzen hinweg nicht vom etablierten Codex ab. Die vielbeschriebene Generation Y mit ihren verrückten neuen Ideen versteckt sich gut. Immer freundlich lächeln und nicken, wenn die patriarchalen Silberrücken großzügig noch einen sexistischen Schwank aus ihrem ach so amüsanten Erfahrungsschatz teilen. Früher war alles besser – oder noch fragwürdiger. Aber ich schweife ab. Mein Leben ist nicht wie einer dieser Filme.
Befreit.