
Achterbahnen sind lustig. Langsam hoch, rasend in die Tiefe. Noch besser: Katapult-Achterbahnen. Schon rasend hoch. Kribbeln im Magen, Denken setzt aus, Panik, Beine angespannt, Hände verkrampft. Wenn es gut läuft, endet es mit Glückshormonen. Wenn nicht, dann Schwindel, Übelkeit, Kreislaufkolaps. Achterbahn im Arbeitsalltag ist nicht mehr lustig. Man kann es zwar aushalten. Man hat es ja antizipiert. Der Kick fehlt allerdings. Schade. Gerade erst gesammelt, alles ok und plötzlich freier Fall. Selbstverständlich kein Dauerzustand. Man muss was tun. Was ändern. Gar nicht so leicht. Ablenkung durch seichte Freizeitgestaltung.
Bachelorette. Lachen und Wein. Brot und Spiele. Der mutmaßlich zugekokste Irre mit Sangesambitionen steckt seine Nase tief ins Champagnerglas und kommt einem irritierend bekannt vor. Tinder vielleicht. Im nächsten Moment wandelt er sich zum Normalo zwischen Flachpfeifen und Vollpfosten, am kostenlosen Sponsorendrink nur angewidert nippend. Charakterstärke vielleicht. Ein großer leerer Schrank sinniert über seine Version der Polyamorie. Der Brunftschrei trainierende Gruppenaggressor ist verwirrt. Ölaugen und Schmeißfliegen. Einblick in die Kommentatorenkabine:
Kommentator 1: „Wie sie alle angeekelt trinken… lol mmmmhh, Martini… *würg“
Kommentator 2: „Voll ätzend, sie hatte sich voll auf Batida gefreut..“
K 1: „Er jetzt so: Wasser“
K 2: „Geht mit den Herren halt nicht“
K 1: „Und er stellt Vorstellungsgesprächfragen“
K 2: „Headhunter“
K 2: „*zeigefinger“
K 1: „Ist die wirklich die richtige für den Job?“
K 2: „Eigentlich suchen wir etwas anderes, mehr so im Bereich Facility Management“
K 1: „lol“
K 1: „Auch schön, eine Frau als Beute im Löwenkäfig zu bezeichnen“
K 2: „Voll die gute Metapher“
K 1: „Und Yannic so: Meta-was?“
K 2: „Einer der Löwen wird sie erlegen und vernaschen.“
K 2: „Die sind alle sehr hohl.“
K 1: „Hat ihr auch keiner erzählt, dass Yannic noch 2 weitere Beziehungen hat oder?“
K 1: „Was labert der da?!“
K 1: „Kann sie ihm bitte das Fakegrinsen aus dem Gesicht wischen???“
Kommentator 3: „Was das für ne Nummer jetzt lol“
K 3: „Geil, echt geil“
K 1: „Alter, whaaat???“
K 1: „Sie ist halt im Vorstellungsgespräch durchgefallen“
K 1: „So kann er seinen Fame aufrechterhalten: ich wäre bis ins Finale gekommen“
K 3: „Der ist schlichtweg irre.“
K 2: „Probier es nochmal bei unserem Assessment Center“
Danach weiter zu Suits. Erschreckend viel Wahrheit. Man erkennt einen Senior Partner an seinen wenigen Stunden. Treffer. 10 Wochen Urlaub im Jahr und die halbe Woche gefüllt mit privaten Terminen. Geschafft. Die Kanzlei dient nur noch als Ego-Push. Aufhören kann man nicht. Sonst berichtet niemand mehr über einen. Wie sieht das denn aus. Was sollen denn die Leute denken.
Stranger Things im Büro: ein Lob. Dann öffnet sich das Gate wieder: Angriff. In der Fiktion ist es das 80er-Jahre-Russen-Klischee. Wieder massentauglich. In der Realität ist es die Wir-passen-nicht-zusammen-Gemengelage. Nicht mehrheitsfähig. Als Konsequenz fordern Fiktion und Realität Aktion. Also los!
Doch so leicht trennt man sich nicht vom Job. Generation Y versagt. Angeblich hat sie zu viele Optionen. Angeblich will sie sich nicht festlegen. Job-Tinder aber doch lieber nicht. Da hallt die Elterngeneration nach. Die haben sich scheiden lassen, aber 40 Jahre denselben Job behalten. Vielleicht gäbe es die Ehen noch, wenn man den Chef verlassen hätte. Man kann es nur besser machen. Oder noch schlechter. Das klären wir im Finale.
Schluss mit Netflix-Eskapismus. Trash TV ist keine Lösung. Aufgeschnappte kluge Worte: Wenn man beim Überqueren der Straße an der gleichen Stelle zum 10. Mal fast überfahren wurde, sollte man sich eine neue Stelle suchen.
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